Berichte

Berlin-Exkursion der Griechischkurse E1, Q1 und Q3, 2013

[custom_frame_right]Pergamonklein[/custom_frame_right] ZunĂ€chst einmal stellt sich die Frage, weshalb Altgriechischlernende im Zuge einer Studienreise die deutsche Bundeshauptstadt aufsuchen; schließlich wurde Berlin erst ĂŒber eineinhalb Jahrtausende nach Hellas’ BlĂŒte ĂŒberhaupt gegrĂŒndet! Dass dieses vermeintliche Totschlagargument nicht gilt, eröffnete sich der diesjĂ€hrigen Reisegruppe unter der Leitung von Frau Hintz und Herrn Dieß in mannigfacher Weise.
Am Freitagmorgen, 30. August, trafen wir uns am Bahnhof Wilhelmshöhe, um die knapp vierstĂŒndige Fahrt anzutreten. Nachdem wir das GepĂ€ck im Hostel abgegeben hatten, wurden die folgenden drei Stunden dem lateinischen Grundsatz „plenus venter non studet libenter“ folgend dem Mittagessen gewidmet, wobei auch ausreichend Zeit zum Flanieren entlang der Museumsinsel blieb.
Um 16.00 Uhr – mittlerweile war Frau Diaz zu uns gestoßen – erhielten wir endlich die erste Verbindung zwischen dem antiken Griechenland und dem modernen Berlin: Das Pergamonmuseum stand auf dem Programm! Hier sahen wir, verbunden mit einer humorvollen FĂŒhrung, zunĂ€chst den fĂŒr das Museum namensgebenden Pergamonaltar: Über dreißig Meter breit, 16 Meter tief (da aus PlatzgrĂŒnden nur die hintere HĂ€lfte aufgebaut werden konnte), 20 Meter hoch – das ganze mehr als 2.000 Jahre alt. Beeindruckende Eckdaten, die durch die an vielen Stellen notwendigen Rekonstruktionen kaum geschmĂ€lert wurden. DarĂŒber hinaus förderten auch das zu zwei Dritteln originale römische Markttor von Milet aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert sowie die Rekonstruktion des 800 Jahre Ă€lteren Ischtar-Tors Babylons das Staunen. Die schiere GrĂ¶ĂŸe in Verbindung mit einer guten Restauration oder Rekonstruktion ermöglichten es dem Betrachter, sich in die jeweilige Zeit hineinzuversetzen.
Nach einer Vielzahl von EindrĂŒcken, wobei unserem Interesse einzig die Schließung des Museums ein jĂ€hes Ende bereitete, fĂŒhrte uns Frau Diaz zum alten Stadtkern Berlins. ZunĂ€chst zog sich der Weg vorbei an dem berĂŒhmten Roten Rathaus sowie dem nicht weniger bekannten, indes schmuckloseren Fernsehturm. Nachdem wir zudem wenig entzĂŒckt diverse Plattenbauten aus der Zeit der deutschen Teilung passiert hatten, gelangten wir ĂŒber eine schöne, alte, verwinkelte Kopfsteinpflasterstraße zur Nikolaikirche, neben welcher sich – losgelöst von den ĂŒbrigen Fassaden – ein kleines, unscheinbares, aber dafĂŒr aus dem Jahre 1557 stammendes Wohnhaus (bzw. mittlerweile Kneipe) befindet. Das Anheimelnde dieses Ortes bot einen ganz anderen Blick auf die Millionenmetropole Berlin.
Nunmehr hatten wir uns genug Appetit „erarbeitet“, um uns auf den Weg zum Abendessen zu machen: NatĂŒrlich mitnichten Berliner Currywurst, sondern vielmehr stilecht griechisch. So ließen wir also einen rundum gelungenen und ereignisreichen ersten Tag in geselliger Runde ausklingen und ausklingen und …
An unserer samstagmorgendlichen Vorfreude auf den zweiten Teil des Besichtigungsprogramms Ă€nderte dies freilich nichts. PĂŒnktlich um 11.00 Uhr betraten wir das Alte Museum und begannen mit dem Bestaunen unterschiedlichster Töpferwaren, die zwar zwischen 2.500 und 3.000 Jahre alt waren, als heutige Produktion jedoch erneut einen Design-Preis erhalten könnten; ein besseres Argument fĂŒr die alten Sprachen und die dazugehörige Geschichte, ihre AktualitĂ€t sowie gegen das GerĂŒcht, Griechischlernende seien weltfremd, ist doch nicht formulierbar! DarĂŒber hinaus waren diverse antike Helme und Statuen ausgestellt, die indes kaum so sehr beeindruckten, wie etwa die MĂŒnzsammlung, fĂŒr die allein sich schon ein Besuch lohnt: frĂŒheste MĂŒnzen aus Mesopotamien und Kleinasien, fein gearbeitete griechische Drachmen und zeitlich hierzu versetzt das grobschlĂ€chtige römische aes grave, gefolgt von den griechischen MĂŒnzen ebenbĂŒrtigen Denaren, die bis in das dritte nachchristliche Jahrhundert reichten. Die die AusstellungsrĂ€ume des Erdgeschosses abrundende „Schatzkammer“ prĂ€sentierte uns schließlich antikes Geschmeide, welches – der Keramik gleich – in heutiger Zeit getragen kaum auffiel.
Doch wie die Betonung des Erdgeschosses vermuten lĂ€sst, gab es noch ein darĂŒber gelegenes: Dieses bot nun – nach Betrachtung griechischer Exponate – etruskische und römische an. Die ausgestellten Amphoren und Vasen folgten indes vielmehr einer – diplomatisch ausgedrĂŒckt – schlichten, funktionalen Eleganz. Dass sich die römische Kultur dennoch nicht vor der griechischen zu verstecken braucht, zeigten nun ausgestellte militĂ€rische AusrĂŒstungsgegenstĂ€nde sowie Statuen, unter anderem die BĂŒste des „grĂŒnen Caesars“. Abgerundet wurde die Ausstellung schließlich vom Streifzug durch die römische Welt in Hinblick auf Totenkult und Gesellschaftsschichten.
Im Anschluss daran waren bis zur geplanten RĂŒckfahrt nach Kassel noch einmal drei Stunden zur freien VerfĂŒgung geplant, die Teile der Gruppe zu einer Kurzbesichtigung des Neuen Museums, in dem der weltbekannte Kopf der Nofretete ausgestellt wird, nutzten. Nach einem abschließenden Mittagessen begann der Berliner Himmel – je nach Interpretation – bereits uns zu beweinen oder wollte uns mitteilen, dass es Zeit wird zu gehen (es fing an zu regnen). Also verabschiedeten wir uns von Frau Diaz, stiegen in den ICE und erreichten auf die Minute pĂŒnktlich den Kassler ICE-Bahnhof, den wir gerade einmal 32 Stunden zuvor verlassen hatten, mit einer Vielzahl neuer EindrĂŒcke und der Gewissheit, dass es nicht absurd ist, griechische Geschichte in einer Stadt zu suchen, deren Existenz die alten Griechen nie ertrĂ€umt hĂ€tten.

Autor: Matthias Ehmer

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